Wie bewerten Sie als Niederländer die Arbeit an einem Projekt mit zwei unterschiedlichen Marken (Rosenthal und POMD'OR) aus zwei unterschiedlichen Ländern (Deutschland und Spanien)?
EVV: Es ist immer spannend und inspirierend, neue Kooperationen in Angriff zu nehmen. Um so zu arbeiten ist es wichtig, dass alle Beteiligten aufmerksam zuhören, um dieselben Ziele zu verfolgen. Ich glaube, dass wir es in diesem Fall erreicht haben, die Stärken aller Seiten miteinander zu kombinieren und so ein großartiges Resultat erzielen konnten. Porzellan ist ein edles Material für uns und wir lieben es, damit zu arbeiten. Wir freuen uns darüber, dass Pomd’or konkret für dieses Projekt mit Rosenthal zusammenarbeitet, denn für uns ist Rosenthal einer der besten Porzellanhersteller der Welt.
Sie waren an vielen innenarchitektonischen Projekten für Luxushotels beteiligt. Glauben Sie, dass die Kollektion Equilibrium auch für solche Projekte geeignet ist oder dass die Zielgruppe doch eher aus privaten Designliebhabern besteht?
EVV: Die Hauptzielgruppe dieser Kollektion sind Luxushotels. Schon bevor wir sie auf den Markt gebracht haben, bekamen wir viele Anfragen von Architekten.
Viele Stücke der Kollektion sind aus Porzellan. Welche Schwierigkeiten ergeben sich bei der Arbeit mit diesem Material?
EVV: Wir arbeiten seit vielen Jahren mit Porzellan und kennen es gut, sodass wir keine Schwierigkeiten damit haben. Wir kennen die Möglichkeiten, die Porzellan bietet. Was uns aber an diesem Material gefällt, ist, dass man es in großer Detailtiefe bearbeiten kann.
Glauben Sie, dass man durch die Verwendung von Porzellan das Badezimmerkonzept von einst wiederentdeckt?
EVV: Nein, das glaube ich nicht. Ich bin kein Freund davon, Dinge, die sich als gelungen erwiesen haben, zu verändern; allerdings haben wir einen Mehrwert geschaffen. Ich bemühe mich darum, Gutes aus vergangenen Zeiten mit innovativen Materialien und Techniken zu kombinieren, um „Klassiker der Zukunft“ zu schaffen, quasi die Atmosphäre der Vergangenheit und die Qualität der Gegenwart zu verbinden.
Sie sagen, dass Ihre Philosophie auf 9 Komponenten basiert: Muster, Schichten, Natur, Kulturen, Traditionen, Materialien, Farben, Werten und Licht. Wie übertragen Sie diese Konzepte auf Ihre Kreationen?
EVV: All diese Konzepte sind in meinen Kreationen erkennbar. Auch in Equilibrium habe ich diese neun Elemente miteinander kombiniert und dabei versucht, sie im Gleichgewicht miteinander bestehen zu lassen.
Patrizia Moroso beschreibt Sie mit diesen Worten: „Edward besitzt die Augen eines Fotografen, das Einfühlungsvermögen eines Musikers und die Kraft eines Architekten“. Würden Sie dem zustimmen?
EVV: Das ist das beste Kompliment, das ich je erhalten habe und darüber hinaus ein ganz besonderes, weil es von Patrizia kommt, einer der bedeutendsten Figuren der Designindustrie.
Zurück zu den Charakteristika Ihrer Designs: Hat man Ihnen noch nie gesagt, dass Ihre Arbeit gewisse Gemeinsamkeiten mit der des genialen Architekten aus Barcelona Antonio Gaudí hat, der als größter Exponent des Modernisme gilt und in dessen Schöpfungen sich zahlreiche geometrische und florale Formen finden? Oder stehen Sie anderen Künstlern oder künstlerischen Einflüssen näher?
EVV: Ich kann den Vergleich wegen des Einsatzes verschiedener Materialien nachvollziehen, aber Formen und Muster sind bei Gaudí viel organischer als bei mir. Außerdem haben meine Kreationen immer eine Funktion und sind mit den neun Komponenten verknüpft, von denen wir bereits gesprochen haben. Wenn man Muster verwendet, gestaltet man Schichten, Tiefe und eine Verbindung zur Architektur und zu den Kulturen der Welt.
Sie haben Sofas und Sessel, Teppiche, Lampen, Poufs, Beistelltische und sogar Tapetenmuster für führende Firmen wie Baccarat, Moroso, L’Oreal, Moooi oder Swarovski entworfen. Was würden Sie gerne einmal gestalten, was Sie noch nicht getan haben?
EVV: Eine Luxusyacht mit der Inspiration der Vergangenheit und dem Komfort der Zukunft.
Wie schafft es ein Designer wie Sie, seine Vorstellungskraft für das Schaffen neuer Objekte und neuer Konzepte nicht zu erschöpfen? Welchen Trick wenden Sie an, um immer wieder neue Ideen zu haben?
EVV: Ich glaube, man muss Interesse an dem haben, was man tut, sieht und ausprobiert. Man muss sehr offen sein.